Zazen is good for nothing – Wir tun es trotzdem.
Unsere Sitzpraxis heißt Zazen oder Shikantaza. Wir tun in unserem Zazen nur vier Dinge: Wir sitzen in Zazen-Haltung, atmen tief durch die Nase, halten die Augen offen und lassen die Gedanken los. Das ist alles, was wir tun. Alles andere ist nebensächlich.
Es klingt nach einer sehr einfachen Praxis, und das ist sie auch – aber sie ist auch tiefgründig, herausfordernd, freudig und intim. Wir tun nichts anderes, als mit Körper und Geist genau hier und jetzt zu sein. Die Bedingungen in uns und außerhalb von uns ändern sich, aber wir kehren immer wieder in diesen Moment zurück.
Wenn wir uns hinsetzen und unsere Ideen loslassen, hören wir auf, Dingen nachzujagen, die wir mögen, und vor Dingen davonzulaufen, die wir nicht mögen. Der Staub legt sich, und wir beginnen klarer zu sehen: die gegenseitige Abhängigkeit aller Dinge, die sich ständig verändernden Ursachen und Bedingungen unseres Lebens und die wahre Natur des Selbst. Unsere natürliche Weisheit und unser Mitgefühl entstehen von selbst.
Bei Zazen geht es nicht darum, irgendwohin zu gelangen, ein besonderes Erlebnis zu haben oder Menschen zu werden, die wir lieber mögen.

Kodo Sawakin in der Zazen Haltung
Wie unser Dharma-Vorfahr Kodo Sawaki so treffend sagte: Zazen ist jenseits von Gewinn und Satori.
Mit anderen Worten: Zazen taugt zu nichts … aber wir tun es trotzdem. Wir müssen keinen Sinn darin suchen; wir sind frei von der Jagd nach einem Ziel. Zazen ist gut – aber nicht für irgendetwas. Zazen ist an sich gut.
“Natürlich ist es gut, enthusiastisch zu sitzen, aber Ihre Begeisterung sollte nicht dem Wettbewerb mit anderen dienen. Sollen wir dann ehrlich unseren Wünschen folgen? Sollen wir nur sitzen, wenn wir wollen, und es vermeiden, zu sitzen, wenn wir nicht wollen? Auch das ist ein Fehler. Es ist gut, mit anderen zu sitzen, weil wir Zazen eingeplant haben, auch wenn wir an dem Tag nicht sitzen wollen. Das ist würdiges Zazen. Selbst wenn wir unfreiwillig sitzen oder nur, um anderen Gesellschaft zu leisten, ist Zazen Zazen, wenn wir tatsächlich sitzen. Es hängt ausschließlich von der jeweiligen Einstellung zur Praxis ab.”
Kosho Uchiyama Roshi
Anleitungsvideo der SOTOSHU für das Zazenüben zuhause
Dieses SHIKANTAZA, das Sitzen in Stille, bedeutet eine echte Revolution. Den Blick nach innen wenden, aufhören vor den Dingen wegzulaufen oder ihnen nachzurennen, nicht bewegen, konzentriert, aufmerksam und wach – mit jeder Zelle des Körpers. Wir hören auf nach aussen zu schauen, was die anderen machen und denken, sondern beginnen unser Leben endlich selber zu “schöpfen”, wie Kodo Sawaki sagt. Dieses nur “eine und endliche Leben” ist jetzt nicht mehr fad und grau, zögerlich, sondern erhält Stabilität und Kraft und eine Richtung. Aber nicht nur das; durch die Zazenpraxis erwacht die Intuition und Kreativität, unser Leben wird frei und frisch, unser Sorgen und Ängste treten zurück! Da unser Leben mit allem verbunden ist, wirkt sich unsere neue Art, im Einklang mit uns und dem Anderen zu leben unmittelbar positiv auf unsere Mitmenschen und letztlich den ganzen Kosmos aus.
Die Zazenpraxis wird unterbrochen von Kinhin –
“Stand up and walk on the great earth” T.Deshimaru
Zenmönch Eddie Eisai beim Kinhin
Man geht langsam im Rhythmus des eigenen Atmens, würdevoll aufgespannt zwischen Himmer und Erde, Schwer- und Fliehkraft, Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug, geradeaus, ohne zu zögern, ohne Umwege zu machen, ohne herumzublicken, ohne Ziel…
Kinhin, das ist auch eine Methaper für das Handeln im Alltag. Mit aller Energie und Überzeugung, konzentriert auf die Atmung, auf das Hara, einen Handlungsschritt tun, und dann einfach den nächsten, und wieder den nächsten…
Begehe ich einen Irrtum, ok…scheisse, und die nächste Handlung beginnt mit der nächsten Ausatmung,…
M.Bejart (Balletmeister):”Kinhin! Das ist die einzige, wahre Art zu gehen”